Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Kreisverband Rems-Murr

Auf dem Donau Radweg unterwegs

Auf dem Donau Radweg unterwegs © ADFC | Dirk Schmidt

Spritpreis: Gibt es nun einen Fahrradboom in Schorndorf?

Zwei Euro und mehr pro Liter Treibstoff motivieren mittlerweile zahlreiche Menschen, verstärkt vom Auto aufs Fahrrad umzusteigen

Von ZVW/Yvonne Weirauch

Zwei Euro und mehr pro Liter Treibstoff motivieren mittlerweile zahlreiche Menschen, verstärkt vom Auto aufs Fahrrad umzusteigen. Das befeuert zusätzlich den bestehenden Fahrradboom, der in der Coronazeit an Fahrt aufgenommen hatte und in den vergangenen Jahren vor allem durch die E-Bikes ausgelöst worden ist. Der Frühling ist da, der Sommer kommt – diese Jahreszeiten spielen natürlich bei dem Run auf Fahrräder auch eine tragende Rolle.

Auswirkungen auf die Branche

Ist es tatsächlich so, dass das RadAlternative zum viel schnelleren Auto wird? „Ich gehe schon davon aus, dass sich das positiv auf die Fahrradbranche auswirkt“, sagt Michael Maier, Ansprechpartner des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) in Schorndorf. Er sieht ein ganz anderes Hindernis, das schon während der Corona-Pandemie immer wieder für Schwierigkeiten sorgte: „Ein Problem dürfte werden, dass die Fahrradbranche meines Wissens nach ja immer noch nicht voll lieferfähig ist.“

Hoher Spritpreis hin oder her – Maier äußert sich mit dem Herz fürs leidenschaftliche Radfahren: „Schöner wäre für mich, wenn das nicht über den Geldbeutel reguliert werden würde, sondern über die Vernunft beziehungsweise Verantwortung für unsere Zukunft oder gar die Freude am Fahrradfahren. Adam Opel hat mal gesagt: ‘Bei keiner anderen Erfindung ist das Nützliche mit dem Angenehmen so innig verbunden wie beim Fahrrad.’ Recht hatte er!‘“ Auch Maier vermutet, dass sich der Trend hin zum Kauf eines E-Bikes noch stärker entwickeln wird. Das sieht er mit einem lachenden und einem weinenden Auge: „Wenn dadurch wirklich Autos – auch E-Autos – substituiert werden, ist das für mich vollkommen in Ordnung. Ich hoffe, dass dann in Zukunft nicht vielerorts E-Bikes statt Fahrräder in den Garagen verstauben, wie das ja bisher oft genug der Fall war.“ Dann sei es ökologisch ja nur noch eine Zusatzbelastung. Allerdings, und das gibt Michael Maier auch abseits der hohen Benzinpreise zu, sehe man viel mehr Menschen draußen, die sich ein E-Bike gekauft haben und damit unterwegs sind: „Die Leichtigkeit der Pedelecs scheint tatsächlich viele Leute zu motivieren, denen das sonst zu anstrengend wäre.“

Generell haben die zwei Jahre der Corona-Pandemie schon dazu beigetragen, dass das Fahrradfahren wieder viel beliebter geworden ist. Das bestätigt beispielsweise Fahrradhändler Timur Selvi, einer der zwei Geschäftsführer von „Bikesnboards“ in Schorndorf – das Unternehmen hat nicht nur in der Daimlerstadt eine Filiale, sondern auch in Waiblingen, Esslingen, Butzbach, Stuttgart, Ludwigsburg, Backnang, Schwäbisch Gmünd, Kornwestheim und Wetzlar.

„Pauschal kann man das gar nicht beantworten, ob das Interesse am Fahrradfahren jetzt schlagartig durch die gestiegenen Spritpreise zunimmt“, sagt Selvi. In dieser Sparte habe es von Jahr zu Jahr immer wieder einen Aufschwung gegeben: „Die einzelne Entwicklung hat gezeigt, dass Fahrradfahren immer populärer geworden ist. Corona hat natürlich wieder einen Hype ausgelöst – darauf war niemand gefasst.“ Die Nachfrage im ersten Corona-Jahr sei gigantisch gewesen und es sei zu Lieferengpässen gekommen. „Unsere Lager waren zwar nie ganz leer, aber bei Kunden, die bestimmte Räder wollten, hat es länger gedauert.“ 2021 hatte es sich „eingespielt“, man war für den Kundenansturm „gewappnet“. Die Nachfrage sei häufig so groß gewesen, dass die Hersteller dem gar nicht richtig gerecht werden konnten. Und jetzt, wo sich die Corona-Lage „eingependelt“ hat, kommt „der nächste Hammer“ – die „Spritpreisgeschichte“. Timur Selvi gibt offen zu: „Ich tue mich mittlerweile schwer damit, mich einfach ins Auto zu setzen und irgendwo hinzufahren – vor allem bei Kurzstrecken. Ich denke, so wie mir geht es vielen.“ Sicher sei dann das Rad – vor allem wenn das Wetter so sonnig mitspielt, wie in den vergangenen Tagen – eine gute Alternative. Ausgenommen sind dabei diejenigen, die ohne Auto gar nicht auskommen würden, weil sie viele Kilometer mehr beispielsweise zum Arbeitsplatz fahren müssen, die sie mit dem Rad gar nicht bewältigen könnten.

Fahrradkauf im März/April

„Aber ich würde schon behaupten, dass die Fahrradkäufe aktuell wieder auf dem steigenden Ast sind“, sagt Timur Selvi und weist darauf hin, dass man sich frühzeitig, also am besten jetzt im März/April, ein Fahrrad anschaffen sollte, wenn man das möchte – „denn sonst wird es durch die Lieferengpässe, die sich durch die Krise sicher ergeben, wieder schwierig“. So schlimm die Krise auch ist, aber vielleicht könne man aus ihr was Gutes ziehen, nämlich dass sie zu mehr Radverkehr und damit zu einer besseren Mobilität führt. Michael Maier: „Noch mehr würde ich mir aber wünschen, dass diese Geschehnisse bald vorbei sind.“ Zum Schluss fügt Michael Maier noch an: „Leider haben die Erfahrungen der letzten Jahre gezeigt, dass Schorndorf sich halt immer noch als Daimlerstadt definiert. Davon werden leider politische Entscheidungen und das persönliche Verhalten der Bürger immer noch viel zu sehr beeinflusst.“

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https://rems-murr.adfc.de/artikel/spritpreis-gibt-es-nun-einen-fahrradboom-in-schorndorf-1

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