Gefährliche Stellen in Kernen? Fahrradfahrer zeigen Missstände auf
Ein paar Tage vor der Kommunalwahl hat die Initiative Pro-Rad Kernen erneut zur kommunalpolitischen Radtour durch Rommelshausen und Stetten eingeladen: Dieses Mal wegen des laufenden Wahlkampfs ohne Begleitung aus dem Rathaus...
Ein paar Tage vor der Kommunalwahl hat die Initiative Pro-Rad Kernen erneut zur kommunalpolitischen Radtour durch Rommelshausen und Stetten eingeladen: Dieses Mal wegen des laufenden Wahlkampfs ohne Begleitung aus dem Rathaus, dafür mit Beteiligten von fast allen in Kernen kandidierenden Listen. Die Engagierten von Pro-Rad haben dabei an sechs Stationen gezeigt, wo es in Kernen noch Handlungsbedarf gibt, was den Radverkehr betrifft. Dabei wurde deutlich: Auch bei neuen Bauprojekten wird nicht immer an alle Verkehrsteilnehmer gedacht.
Schon zum dritten Mal kommunale Radtour und Kidical Mass veranstaltet
Es ist bereits das dritte Jahr, in dem die Interessensgemeinschaft, die an den Verein Nachhaltiges Kernen angegliedert ist, die Mitglieder des Gemeinderats und normalerweise auch die Gemeindeverwaltung zur Radtour einlädt. Eigentlich hätte die Tour schon vor einigen Wochen stattfinden sollen, wurde dann aber wegen des schlechten Wetters auf den Freitag vor der Kommunalwahl verschoben. Ebenfalls zum dritten Mal hat im Mai in Kernen eine Kidical Mass, eine Fahrraddemo für Familien mit Kindern und junge Radfahrer, stattgefunden.
Zu den Organisatoren gehören Lisanne Slotboom und Matthias Wanzeck, evangelischer Pfarrer in Rommelshausen. Die Mitglieder von Pro-Rad verbinde im Grunde genommen eine Sache: „Alle fahren im Alltag Fahrrad“, sagt Lisanne Slotboom. „Und wir sind uns alle einig, dass da Verbesserungen im Ort stattfinden müssen.“ Gerade für besonders junge, besonders alte oder eben nicht ganz so sichere Radfahrer sei die Infrastruktur an vielen Stellen noch nicht gegeben, findet sie. Dabei sei das sehr wichtig, gerade wenn es um die Selbstständigkeit der Kinder im Ort gehe. Gerade auf dieses Thema macht die Kidical Mass aufmerksam. Dieses Jahr seien um die 170 Teilnehmer dabei gewesen, berichtet die Radfahrerin stolz. Es ging quer durch Rommelshausen, von Lastenrädern tönte Musik. Auch die Codierungsaktion für Fahrräder des ADFCs, die im Zusammenhang stattgefunden hat, sei sehr gut angekommen.
Radwege-Führung lässt oft zu wünschen übrig
Lisanne Slotboom kommt ursprünglich aus den Niederlanden. Das Fahrrad ist für sie ihr Hauptverkehrsmittel – für sie ist das eine Selbstverständlichkeit. Auch Matthias Wanzeck ist schon immer viel mit dem Fahrrad unterwegs. Vor einigen Jahren habe er sich dann ein richtig gutes Rad gekauft. Seitdem bleibe sein Auto meistens stehen: „Plötzlich macht es so viel Spaß, dass man gar nicht mehr das Auto nehmen möchte“, findet er.
Beide sind sie sich einig: Noch mehr Menschen würden aufs Fahrrad umsteigen, wenn es für Fahrräder in der Verkehrsführung bessere Unterstützung geben würde. Wie viel Luft nach oben es da noch gibt, werde einem bewusst, wenn man zum Beispiel von Kernen mit dem Rad nach Stuttgart fahren wolle: „Es gibt keine vernünftig ausgeschilderten Radwege“, beklagt Wanzeck.
Daran kann die Gemeinde Kernen nun nicht viel ändern. An ein paar anderen neuralgischen Punkten innerhalb der Ortschaften könnte aber etwas getan werden, finden die Pro-Rad-Mitglieder. Sechs dieser Problemstellen wurden bei der kommunalpolitischen Radtour angesteuert. Durch den Ausweichtermin konnten nicht alle Radfahrer, die sich ursprünglich angekündigt hatten, an der Ausfahrt teilnehmen. Dennoch starteten 15 Fahrradfahrer bei bestem Wetter am Bürgerhaus in Kernen. Die erste Station befand sich hinter dem Kinderhaus Pezzettino an der Tulpenstraße.
Enge Wege, Menschen, die sich in die Quere kommen, neue Rampe ragt in den Weg hinein
Der dort verlaufende, mit einem Poller abgegrenzte Weg für Fußgänger und Radfahrer sei eine beliebte Route zum Bahnhof – und ein gutes Beispiel dafür, wie verschiedene Interessengruppen sich im Verkehrsraum in die Quere kommen. Zu eiligen Radlern und nicht so eiligen Fußgängern, die sich auf dem schmalen Weg begegnen, kommen weiter vorn auch noch am Hinterausgang des Kinderhauses wartende Eltern. Viel Platz haben hingegen die Pflanzen rechts und links vom Weg, die auch gerne mal in die Fahrbahn hineinwuchern, berichteten die Radfahrer aus Erfahrung. Sie wissen aber auch: Der Weg war schon so schmal, bevor der Kindergarten umgebaut wurde und auf dieser Seite einen Ausgang bekam.
Brandneu hingegen ist die Rampe beim S-Bahnhof, die in den Fuß- und Radweg hinter der Bushaltestelle an der Waiblinger Straße hineinragt. Die Kurve hier war davor schon eng, jetzt passt gerade noch so ein Fahrrad durch. Hier handelt es sich sowieso um eine Problemstelle: Der anschließende Radweg nach Waiblingen ist stellenweise sehr eng. Außerdem stelle sich jedem Radfahrer die Frage, wie man von dort auf die Waiblinger Straße gelange – denn in Richtung Ortsmitte Rommelshausen gibt es entlang dieser Straße keinen Radweg.
Fahrradfahrer bei Hangweide-Bau in Kernen mitberücksichtigen
Im Zusammenhang mit dem Bau der Hangweide müsse die Gemeinde auf jeden Fall auch die Verkehrsführung für Radfahrer im Bereich Schafstraße und Friedrichstraße im Auge haben, findet Pro-Rad. Dieser Abschnitt tauche bisher im Mobilitätskonzept der Gemeinde noch gar nicht auf.
Besonders gefährlich in Stetten: Der Rad- und Fußweg entlang der Rommelshauser Straße endet für Radfahrer kurz vor der Einmündung in die Schlossstraße. Radfahrer müssen runter vom Bordstein und sich in den Verkehr auf der Rommelshauser Straße einfädeln. Auf der Straße angezeichnet ist das nicht. Es bestehe die Gefahr, von einem Autofahrer von hinten aufgegabelt zu werden – eine Erfahrung, die zumindest einer der Radtour-Teilnehmer an just dieser Stelle auch schon am eigenen Leib erfahren hat.