Wie wird das Fahrrad fit für den Sommer? Sieben Tipps vom Experten aus Winnenden
Noch traut sich die Sonne nicht so recht für längere Zeit am Stück hinter den Wolken hervor. Trotzdem lassen es die Temperaturen zu, dass auch die weichgesottenen Winnender wieder verstärkt das Fahrrad nutzen.
Noch traut sich die Sonne nicht so recht für längere Zeit am Stück hinter den Wolken hervor. Trotzdem lassen es die Temperaturen zu, dass auch die weichgesottenen Winnender wieder verstärkt das Fahrrad nutzen. Wenn der Drahtesel nach den kalten Monaten den Weg wieder aus dem Keller oder der Garage findet, gilt es, diesen zunächst fit zu machen für die Saison. Was ist zu beachten?
Der Winnender Hans Sukowski vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) hat im vergangenen Jahr über 12.000 Kilometer mit dem Fahrrad zurückgelegt. Der erfahrene Radler weiß daher ganz genau, was wichtig ist, um möglichst lange Freude am Zweirad zu haben und noch dazu sicher unterwegs zu sein.
1.) Putzen
„Wenn man das Fahrrad aus der Garage holt, dann sollte man es zunächst putzen“, rät Sukowski. Andernfalls sehe man nicht richtig, ob etwas repariert werden muss.
Sukowski mischt sich dazu sein eigenes Reinigungsmittel bestehend aus lauwarmem Wasser, Neutralseife und einem Schuss Spiritus zusammen. Vorteil: Man kann sich die Kosten für die bereits gemischten Reiniger sparen. Dazu nimmt er einen alten Waschlappen und eine kleine Bürste. „Die einfachen Hausmittel reichen völlig aus“, sagt der Radexperte.
Zur Reinigung kann auch ein Gartenschlauch verwendet werden, keinesfalls aber ein Hochdruckreiniger. „Rad- und Tretlager können bei zu hohem Druck Schaden nehmen“, sagt Sukowski. Beim Putzen sollte zudem eine Sichtprüfung erfolgen, also ob Schäden am Fahrrad erkennbar sind.
Hans Sukowski besitzt unter anderem ein Fahrrad mit Riemenantrieb. „Die Riemenspannung muss fest sein. Der Riemen sollte sich maximal einen Zentimeter eindrücken lassen“, erklärt er.
2.) Kettenpflege
Wer hingegen noch auf die gute alte Fahrradkette setzt, sollte auch diese vor Beginn der Radsaison reinigen. „Ich sprühe WD-40 auf einen Lappen und ziehe die Kette damit gründlich durch“, sagt Sukowski. Dies löse gleichzeitig auch den Schmutz. Benzin sollte nicht verwendet werden, da die Kettenglieder sonst zu stark ausgewaschen werden. Sukowski bearbeitet die Kette so lange, bis seine Finger beim Entlangstreifen nicht mehr schwarz werden. „Von Kettensprays bin ich kein Freund, weil diese relativ teuer sind“, sagt der erfahrene Radler.
Bei seinem Fahrradhändler kauft er deshalb ein handelsübliches Kettenöl und trägt dies mit einer alten Zahnbürste auf, so dass sich das Öl zwischen den Kettengliedern gut verteilt. Dabei sollte auf die Menge geachtet werden. „Wenn das Öl von der Kette tropft, dann ist das natürlich schlecht“, so Sukowski. Ein Riemenantrieb muss nicht geölt werden.
3.) Reifenkontrolle
Als Nächstes sind die Reifen an der Reihe. „Beachtet werden muss der jeweilige Reifendruck, der auf dem Reifen eingeprägt ist“, erklärt der Experte. Meist ist dieser schlecht zu erkennen. Eine Pumpe mit Manometer sei ab etwa 25 Euro erhältlich. Alternativ können die ADFC-Radstationen aufgesucht werden. Hier findet sich neben allerlei Werkzeug auch eine Pumpe. Zudem sollte darauf geachtet werden, dass das Profil nicht zu sehr abgefahren ist. Auch hier sollte genauer geschaut werden: Steckt irgendwo eine Schraube oder eine Scherbe im Gummi?
4.) Bremstest
Nun ist es Zeit für eine Probefahrt. Hakt es irgendwo? Sind die Bremsen noch in Ordnung? „Wenn weniger als ein Finger zwischen Bremshebel und Zeigefinger passt, dann muss die Bremse neu eingestellt werden“, erklärt der Experte. Bei Seilzugbremsen sollten hierzu die Seilzüge und die Bremsbeläge geprüft werden.
Bei hydraulischen Bremsen ist die Sache anders. Diese stellen sich selbst ein, müssen jedoch auch auf Schäden geprüft beziehungsweise entlüftet werden, wenn der Bremshebel zu weit gezogen werden kann. „Bei hydraulischen Felgenbremsen ist die Reparatur einfach. Bei Scheibenbremsen sollte das Rad eventuell in die Werkstatt“, rät Sukowski.
5.) Funktioniert das Licht?
Weiter geht es mit dem Licht. „Lampen mit Glühbirnen findet man quasi gar nicht mehr. LED-Lampen sind heutzutage Standard“, weiß der ADFC-Mann. Ist hier etwas defekt, liegt es meist an der Verkabelung. Akku-Leuchten dienen oft als Notbeleuchtung an Mountainbikes. „Diese empfehle ich nicht, da Diebstahlgefahr besteht und man immer wieder daran denken muss, sie zu laden“, erklärt der Winnender.
6.) Was bei E-Bikes zu beachten ist
Wer ein Pedelec oder ein E-Bike nutzt, sollte damit einmal pro Jahr in die Werkstatt. „Bei Bosch-Systemen erkenne ich das beispielsweise durch ein Schraubenschlüsselsymbol, das am Display aufleuchtet“, so Sukowski. Die Werkstattmitarbeiter kontrollieren Akku, Motor und spielen gegebenenfalls Software-Updates auf. Dies ist nur in der Werkstatt möglich.
7.) Die Probefahrt
Zum Schluss steht dann noch einmal eine Probefahrt an. Eventuell muss die Gangschaltung nachgestellt werden. Sukowski erklärt, dass einige Punkte wie Putzen, eine allgemeine Sichtprüfung, Kettenpflege sowie die Reifenkontrolle in jedem Fall auch von Laien durchgeführt werden können. Wer sich unsicher ist, findet Erklärvideos auf Youtube. Zudem könne man mit Fragen zum Fahrrad auch das Repaircafé in der Alten Kelter aufsuchen. In aller Regel ist immer jemand vor Ort, der sich mit Fahrrädern auskennt. Aktuelle Termine finden sich im Internet unter https://repaircafe-winnenden.de/. Ersatzteile sind nicht auf Lager und müssen daher mitgebracht werden. „Wer lieber in die Werkstatt geht, sollte beachten, dass das zu dieser Jahreszeit viele tun, und Wartezeit einplanen.“ Wenn nichts Größeres kaputt ist, sollte man für die Radüberprüfung zu Hause knapp 30 Minuten einplanen.