Protected Bike Lanes (kurz: PBL, deutsch: Geschützte Radfahrstreifen) sind ein vom ADFC aus Nordamerika importiertes Konzept.

Protected Bike Lanes (kurz: PBL, deutsch: Geschützte Radfahrstreifen) sind ein vom ADFC aus Nordamerika importiertes Konzept. © Evans/ADFC

Rems-Murr-Kreis zählt Radfahrer: Wozu soll das gut sein?

Eins, zwei, drei, viele: Mehr Menschen schwingen sich aufs Fahrrad, nicht nur am Wochenende. Dieser Eindruck stimmt tatsächlich, die Zahlen beweisen das.

Eins, zwei, drei, viele: Mehr Menschen schwingen sich aufs Fahrrad, nicht nur am Wochenende. Dieser Eindruck stimmt tatsächlich, die Zahlen beweisen das. Die Landkreisverwaltung zählt an diversen Punkten nach, zu welchen Zeiten wie viele Radlerinnen und Radler kreuzen. Neuerdings sind noch ein paar mehr Zählstellen in Betrieb als bisher; weitere sind geplant. Was bedeutet das für den Ausbau des Radwegenetzes im Rems-Murr-Kreis? Wie zählt man eigentlich Fahrräder, es wird ja wohl niemand tagaus, tagein am Straßenrand sitzen wollen?

Die Rems-Murr-Verwaltung möchte aus einem einfachen Grund wissen, wo Radfahrerinnen und Radfahrer in großer Zahl vorbeiflitzen: Die Daten fließen in die Radwegeplanung ein, sprich, wo eh kaum Radler unterwegs sind, braucht man vielleicht auch keine extra Infrastruktur, während sich dort, wo Zweiräder in rauen Mengen zu beobachten sind, Investitionen eher lohnen. Allerdings:

Wie wertet man Nutzer/-innen-Zahlen sinnvoll aus? Bestimmte Strecken werden ja vielleicht genau deshalb nicht genutzt, weil sie nicht gut ausgebaut sind?

Es geht darum, Daten über längere Zeiträume hinweg zu ermitteln, informiert eine Sprecherin des Landratsamts. Damit ließen sich Informationen gewinnen zu Fragen wie diesen: Hat die Radverkehrsförderung im Landkreis eine Auswirkung auf die Nutzerzahlen? Lohnt es sich, die Rad-Infrastruktur weiter auszubauen? Ferner kann man via Zählstelle messen, ob radfahrfreundliche Veränderungen an einer Strecke tatsächlich zu mehr Radverkehr führen.

Sarina Moser und Torsten Sobotta von der Stabsstelle Radwege im Landratsamt Rems-Murr-Kreis zeigen ein Messgerät zur Zählung von Radlerinnen und Radlern. © Landratsamt

„Zum anderen dienen die Nutzerzahlen auch als Grundlage für unsere Sanierungs- und Ausbauplanung. An Stellen mit mehr Radverkehr haben Maßnahmen eine größere Auswirkung. Bei sehr hohen Radverkehrsmengen sollte zudem geprüft werden, ob ein Ausbau über den vorgegebenen Standard hinaus nicht sinnvoll wäre“, so die Sprecherin weiter.

Schaut man auf die Zahlen im Tagesverlauf, ergeben sich weitere Erkenntnisse: „Wir können sehen, wann wie viele Radfahrende an welchem Wochentag auf dem jeweiligen Abschnitt unterwegs sind. Darüber können wir zum einen feststellen, ob die Strecke hauptsächlich von Freizeit- oder Alltagsradverkehr genutzt wird. Die Nutzergruppen stellen unterschiedliche Ansprüche an die Streckenbeschaffenheit“, heißt es weiter in einer Antwort des Landratsamts auf eine Anfrage dieser Zeitung.

Welche Erkenntnisse gibt es mit Blick auf die bereits bestehenden Zählstellen?

Die ersten Zählstellen wurden im September 2021 installiert. Erstmals ab Oktober 2021 ließen sich die Messwerte mit den 2022er-Zahlen vergleichen. Sowohl beim täglichen Durchschnitt als auch bei den Spitzen seien prozentuale Zuwächse im zweistelligen Bereich zu verzeichnen gewesen. Der milde Herbst 2022 dürfte auch eine Rolle gespielt haben. Fahrradgeschäfte verzeichnen schon länger eine hohe Nachfrage. Besonders beliebt: Pedelecs und E-Bikes.

Warum wurden die Zählstellen ausgerechnet dort aufgestellt, wo sie jetzt sind?

Die Zählstellen wurden an Streckenabschnitten angebracht, über die der Kreis verfügen kann. Bei der Auswahl hat man darauf geachtet, Stellen zu wählen, an welchen bisher schon vergleichsweise viel Radverkehr zu beobachten war. Zum einen sind das laut der Sprecherin touristische Radrouten, aber auch Strecken, auf welchen viele Alltagsradlerinnen und -radler unterwegs sind. Die Zählstellen wurden nur an Wegen installiert, die den Empfehlungen für Radverkehrsanlagen entsprechen: „An diesen Stellen können wir davon ausgehen, dass die Radfahrenden den vorhandenen Weg anstelle der Straße nutzen.“

Wie funktioniert so eine Zählstelle? Ein Fahrrad hat ja nur ganz beschränkte Berührungspunkte mit der Straße?

Die Messung findet über Induktionsschleifen in der Fahrbahn statt. Fahrräder besitzen aufgrund ihres Aufbaus ein bestimmtes elektromagnetisches Profil. Die Software im Zählgerät registriert dieses Profil. Damit wird ausgeschlossen, dass die Zählstelle fälschlich einen Hund, in dessen Leine sich metallische Bestandteile befinden, als Radfahrer wahrnimmt. Das Zählgerät ist zusammen mit einer Batterie in einem Schacht untergebracht und registriert neben der Anzahl der Überfahrten auch jeweils Datum und Uhrzeit.

Man sieht die Zählstellen also nicht?

Nur bei genauerem Hinschauen. Die Zählstellen befinden sich in der Fahrbahn oder im angrenzenden Grünstreifen. Die Variante im Untergrund hat den Vorteil, dass Personen sie nicht direkt beschmutzen oder beschädigen können.

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ADFC-Mitgliederversammlung des Kreisverbandes Rems-Murr

Anbei finden sie den Bericht der ADFC-Mitgliederversammlung des

Kreisverbandes Rems-Murr und Waiblingen.

https://rems-murr.adfc.de/artikel/rems-murr-kreis-zaehlt-radfahrer-wozu-soll-das-gut-sein-1

Häufige Fragen von Alltagsfahrer*innen

  • Was macht der ADFC?

    Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e.V. (ADFC) ist mit bundesweit mehr als 190.000 Mitgliedern, die größte Interessenvertretung der Radfahrerinnen und Radfahrer in Deutschland und weltweit. Politisch engagiert sich der ADFC auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene für die konsequente Förderung des Radverkehrs. Er berät in allen Fragen rund ums Fahrrad: Recht, Technik, Tourismus.

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  • Was bringt mir eine ADFC-Mitgliedschaft?

    Radfahren muss sicherer und komfortabler werden. Wir nehmen dafür – auch Dank Ihrer Mitgliedschaft – nicht nur Einfluß auf Bundestagsabgeordnete, sondern setzen uns auf Landes- und Kommunalebene für die Interessen von Radfahrern ein. Für Sie hat die ADFC Mitgliedskarte aber nicht nur den Vorteil, dass wir uns für einen sicheren und komfortablen Radverkehr einsetzen: Sie können egal, wo Sie mit Ihrem Fahrrad unterwegs sind, deutschlandweit auf die AFDC-Pannenhilfe zählen. Außerdem erhalten Sie mit unserem zweimonatlich erscheinenden ADFC-Magazin Information rund um alles, was Sie als Radfahrer politisch, technisch und im Alltag bewegt. Zählen können ADFC-Mitglieder außerdem auf besonders vorteilhafte Sonderkonditionen, die wir mit Mietrad- und Carsharing-Anbietern sowie Versicherern und Ökostrom-Anbietern ausgehandelt haben. Sie sind noch kein Mitglied?

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  • Was muss ich beachten, um mein Fahrrad verkehrssicher zu machen?

    Wie ein Fahrrad verkehrstauglich auszustatten ist, legt die Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) fest. Vorgesehen sind darin zwei voneinander unabhängige Bremsen, die einen sicheren Halt ermöglichen. Für Aufmerksamkeit sorgen Radler*innen mit einer helltönenden Klingel, während zwei rutschfeste und festverschraubte Pedale nicht nur für den richtigen Antrieb sorgen. Je zwei nach vorn und hinten wirkende, gelbe Rückstrahler an den Pedalen stellen nämlich darüber hinaus sicher, dass Sie auch bei eintretender Dämmerung gut gesehen werden können. Ein rotes Rücklicht erhöht zusätzlich die Sichtbarkeit nach hinten und ein weißer Frontscheinwerfer trägt dazu bei, dass Radfahrende die vor sich liegende Strecke gut erkennen. Reflektoren oder wahlweise Reflektorstreifen an den Speichen sind ebenfalls vorgeschrieben. Hinzu kommen ein weißer Reflektor vorne und ein roter Großrückstrahler hinten, die laut StVZO zwingend vorgeschrieben sind.

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  • Worauf sollte ich als Radfahrer achten?

    Menschen, die Rad fahren oder zu Fuß gehen, gehören zu den ungeschützten Verkehrsteilnehmern. Sie haben keine Knautschzone – deshalb ist es umso wichtiger, sich umsichtig im Straßenverkehr zu verhalten. Dazu gehört es, selbstbewusst als Radfahrender im Straßenverkehr aufzutreten, aber gleichzeitig defensiv zu agieren, stets vorausschauend zu fahren und mit Fehlern von anderen Verkehrsteilnehmern zu rechnen.Passen Sie Ihre Fahrweise der entsprechenden Situation an und verhalten Sie sich vorhersehbar, in dem Sie beispielsweise Ihr Abbiegen durch Handzeichen ankündigen. Halten Sie Abstand von Lkw, Lieferwagen und Kommunalfahrzeugen. Aus bestimmten Winkeln können Fahrer nicht erkennen, ob sich seitlich neben dem Lkw Radfahrende befinden. Das kann bei Abbiegemanövern zu schrecklichen Unfällen führen. Beachten Sie immer die für alle Verkehrsteilnehmer gültigen Regeln – und seien Sie nicht als Geisterfahrer auf Straßen und Radwegen unterwegs.

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  • Was ist der Unterschied zwischen Pedelecs und E-Bikes?

    Das Angebot an Elektrofahrrädern teilt sich in unterschiedliche Kategorien auf: Es gibt Pedelecs, schnelle Pedelecs und E-Bikes. Pedelecs sind Fahrräder, die durch einen Elektromotor bis 25 km/h unterstützt werden, wenn der Fahrer in die Pedale tritt. Bei Geschwindigkeiten über 25 km/h regelt der Motor runter. Das schnelle Pedelec unterstützt Fahrende beim Treten bis zu einer Geschwindigkeit von 45 km/h. Damit gilt das S-Pedelec als Kleinkraftrad und für die Benutzung sind ein Versicherungskennzeichen, eine Betriebserlaubnis und eine Fahrerlaubnis der Klasse AM sowie das Tragen eines Helms vorgeschrieben. Ein E-Bike hingegen ist ein Elektro-Mofa, das Radfahrende bis 25 km/h unterstützt, auch wenn diese nicht in die Pedale treten. Für E-Bikes gibt es keine Helmpflicht, aber Versicherungskennzeichen, Betriebserlaubnis und mindestens ein Mofa-Führerschein sind notwendig. E-Bikes spielen am Markt keine große Rolle. Dennoch wird der Begriff E-Bike oft benutzt, obwohl eigentlich Pedelecs gemeint sind – rein rechtlich gibt es große Unterschiede zwischen Pedelecs und E-Bikes.

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  • Gibt es vom ADFC empfohlene Radtouren für meine Reiseplanung?

    Wir können die Frage eindeutig bejahen, wobei wir Ihnen die Auswahl dennoch nicht leicht machen: Der ADFC-Radurlaubsplaner „Deutschland per Rad entdecken“ stellt Ihnen mehr als 165 ausgewählte Radrouten in Deutschland vor. Zusätzlich vergibt der ADFC Sterne für Radrouten. Ähnlich wie bei Hotels sind bis zu fünf Sterne für eine ausgezeichnete Qualität möglich. Durch die Sterne erkennen Sie auf einen Blick mit welcher Güte Sie bei den ADFC-Qualitätsradrouten rechnen können.

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