Wie fährt man sicher mit dem E-Bike?

19.08.2022

Im Rems-Murr-Kreis laden Experten zu Trainings ein und geben Tipps zum souveränen Trip mit dem Elektrofahrrad. Der Besuch bei einem Kurs in Fellbach zeigt: schon das korrekte Sitzen ist wichtig...

Von Eva Schäfer

FELLBACH. Muss man das Radfahren wieder neu erlernen? Nein, das sicher nicht, wenn man sich auf ein Pedelec schwingt. Doch Pedelecs sind schwerer und schneller als normale Fahrräder. Sie haben damit auch ein anderes Fahrverhalten. Laut der Statistik steigt zudem das Unfall- und auch das Verletzungsrisiko mit zunehmenden Alter der Nutzer. In der Region Stuttgart, wo Radwege oft nicht durchgehend sind und der Verkehr dicht ist, ist es wichtig, vorausschauend unterwegs zu sein und auf verschiedene Situationen vorbereitet zu sein.

Doch wie bin ich sicher unterwegs auf dem E-Bike? Zahlreiche Tipps und Tricks zeigte der Kursleiter Johann Krämer auf dem Schulhof der Fröbelschule in FellbachSchmiden. Und natürlich übten die Teilnehmer viele Situationen des Alltags.

Wie zum Beispiel das Kurvenfahren. Da ist Slalomfahren, wie es manche vielleicht noch vom Skikurs kennen, auf dem E-Bike angesagt. Man musste sich dabei gut konzentrieren. Und, so die Erkenntnis, je höher der Unterstützungsmodus des Motors war, desto anspruchsvoller wurde es, die bunten Hütchen, die auf dem Pausenhof der Fröbelschule ausgelegt waren, zu umrunden. „Mit Eco klappt es viel leichter als mit Sport oder Turbo“, sagte eine Teilnehmerin und nahm noch mal eine Runde mit einem anderen Unterstützungsmodus. Fahrtechnik-Übungen zur Schulung der Koordination und Reaktion waren genauso Inhalt des Trainings wie Themen der Verkehrssicherheit oder sicheres Anfahren oder Absteigen.

Zu Beginn haben die sechs Teilnehmenden des Kurses erzählt, welche Erfahrungen sie mit dem E-Bike bisher gemacht haben und was sie sich vom Training erhoffen. „Die Autofahrer nehmen einen nicht so gut wahr“, sagte Sabine – man duzt sich, die diese Erfahrung auch als Motorradfahrerin gemacht hat. Sie wünscht sich Tipps für mehr Sicherheit im Verkehr. „Wir wollen ein paar Tage auf Radtour gehen und mit dem Kurs sicher im Sattel sitzen“, sagte Bettina. Martina wiederum erzählte, dass sie auf dem Schotter im Wald gestürzt sei, weil sie falsch gebremst hatte. Gerhard war es ein Anliegen, noch vorausschauender zu fahren. „Man fällt nicht mehr so elegant vom Rad wie mit 25 Jahren“, sagte er. Von Anfang an schaffte es der Kursleiter Johann Krämer, eine vertrauensvolle und gleichzeitig lockere Atmosphäre zu schaffen, sodass die Teilnehmer sich nicht scheuten, über ihre Erfahrungen zu berichten. Die praktischen Trainings wechselten mit Theorieeinheiten ab. Johann Krämer erklärte beispielsweise, wie die Bremsen funktionieren. Aber auch, worauf geachtet werden sollte, um richtig auf dem Rad zu sitzen. „Besonders, wenn man größere Touren vorhat, sollte das Rad ergonomisch passen“, sagte Johann Krämer. Beim Sattel sollten beispielsweise Höhe, Neigung und Position passend justiert werden.

Das ist Teil eines sogenannten Bikefitting. Es bedeutet das Anpassen eines Rades und aller seiner Komponenten, sodass es zu den individuellen Körpermaßen passt. Einige Fachhändler bieten diesen Service an. „Man muss dem Körper aber auch eine Chance geben, sich an die Belastung anzupassen“, sagte Krämer. Er weiß es aus Erfahrung. So ist der Schmidener beispielsweise von Fellbachs Partnerstadt Tournon in der Nähe von Lyon neun Tage nach Hause geradelt.

Johann Krämer ist in der Ortsgruppe Fellbach des ADFC aktiv und hat 2020 die Trainerausbildung für E-Bike-Kurse im Rahmen eines Projektes absolviert. Aufgrund der Coronapandemie seien die Kurse zunächst gestockt, seit Frühjahr dieses Jahres habe das Angebot wieder an Fahrt aufgenommen. Inzwischen hat er rund 20 Kurse geleitet. Übrigens hat Johann Krämer selbst eine Erfahrung gemacht, die ihn zusätzlich für die Kurse motivieren: „Sicher zu fahren bedeutet, auch mit allen Sinnen zu fahren“, sagt er. Er sei vor einiger Zeit im Kreisverkehr von einem Auto erfasst worden, habe Schürfwunden und ein gebrochenes Handgelenk davongetragen. Sich drei bis vier Stunden Zeit zu nehmen, um das Pedelec besser kennenzulernen komme allen zugute. Auch denen, die Berufswege mit dem Pedelec zurücklegen. „Du hast das Beste verpasst, richtiges Bremsen und ein leckeres Radler – alkoholfrei“, schrieb eine Teilnehmerin am Tag darauf mit lachendem Emoji garniert. Andere hatten nur den ersten Kursblock bis zur Pause mitgemacht. Aber schon dieses Training war eine gelungene Sache, hat Sicherheit und jede Menge Spaß mitgebracht. Die „Königsdisziplin“, die Gefahrenbremsung, heben wir uns fürs nächste Mal auf.

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https://rems-murr.adfc.de/artikel/wie-faehrt-man-sicher-mit-dem-e-bike

Häufige Fragen von Alltagsfahrer*innen

  • Was macht der ADFC?

    Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e.V. (ADFC) ist mit bundesweit mehr als 190.000 Mitgliedern, die größte Interessenvertretung der Radfahrerinnen und Radfahrer in Deutschland und weltweit. Politisch engagiert sich der ADFC auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene für die konsequente Förderung des Radverkehrs. Er berät in allen Fragen rund ums Fahrrad: Recht, Technik, Tourismus.

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  • Was bringt mir eine ADFC-Mitgliedschaft?

    Radfahren muss sicherer und komfortabler werden. Wir nehmen dafür – auch Dank Ihrer Mitgliedschaft – nicht nur Einfluß auf Bundestagsabgeordnete, sondern setzen uns auf Landes- und Kommunalebene für die Interessen von Radfahrern ein. Für Sie hat die ADFC Mitgliedskarte aber nicht nur den Vorteil, dass wir uns für einen sicheren und komfortablen Radverkehr einsetzen: Sie können egal, wo Sie mit Ihrem Fahrrad unterwegs sind, deutschlandweit auf die AFDC-Pannenhilfe zählen. Außerdem erhalten Sie mit unserem zweimonatlich erscheinenden ADFC-Magazin Information rund um alles, was Sie als Radfahrer politisch, technisch und im Alltag bewegt. Zählen können ADFC-Mitglieder außerdem auf besonders vorteilhafte Sonderkonditionen, die wir mit Mietrad- und Carsharing-Anbietern sowie Versicherern und Ökostrom-Anbietern ausgehandelt haben. Sie sind noch kein Mitglied?

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  • Was muss ich beachten, um mein Fahrrad verkehrssicher zu machen?

    Wie ein Fahrrad verkehrstauglich auszustatten ist, legt die Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) fest. Vorgesehen sind darin zwei voneinander unabhängige Bremsen, die einen sicheren Halt ermöglichen. Für Aufmerksamkeit sorgen Radler*innen mit einer helltönenden Klingel, während zwei rutschfeste und festverschraubte Pedale nicht nur für den richtigen Antrieb sorgen. Je zwei nach vorn und hinten wirkende, gelbe Rückstrahler an den Pedalen stellen nämlich darüber hinaus sicher, dass Sie auch bei eintretender Dämmerung gut gesehen werden können. Ein rotes Rücklicht erhöht zusätzlich die Sichtbarkeit nach hinten und ein weißer Frontscheinwerfer trägt dazu bei, dass Radfahrende die vor sich liegende Strecke gut erkennen. Reflektoren oder wahlweise Reflektorstreifen an den Speichen sind ebenfalls vorgeschrieben. Hinzu kommen ein weißer Reflektor vorne und ein roter Großrückstrahler hinten, die laut StVZO zwingend vorgeschrieben sind.

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  • Worauf sollte ich als Radfahrer achten?

    Menschen, die Rad fahren oder zu Fuß gehen, gehören zu den ungeschützten Verkehrsteilnehmern. Sie haben keine Knautschzone – deshalb ist es umso wichtiger, sich umsichtig im Straßenverkehr zu verhalten. Dazu gehört es, selbstbewusst als Radfahrender im Straßenverkehr aufzutreten, aber gleichzeitig defensiv zu agieren, stets vorausschauend zu fahren und mit Fehlern von anderen Verkehrsteilnehmern zu rechnen.Passen Sie Ihre Fahrweise der entsprechenden Situation an und verhalten Sie sich vorhersehbar, in dem Sie beispielsweise Ihr Abbiegen durch Handzeichen ankündigen. Halten Sie Abstand von Lkw, Lieferwagen und Kommunalfahrzeugen. Aus bestimmten Winkeln können Fahrer nicht erkennen, ob sich seitlich neben dem Lkw Radfahrende befinden. Das kann bei Abbiegemanövern zu schrecklichen Unfällen führen. Beachten Sie immer die für alle Verkehrsteilnehmer gültigen Regeln – und seien Sie nicht als Geisterfahrer auf Straßen und Radwegen unterwegs.

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  • Was ist der Unterschied zwischen Pedelecs und E-Bikes?

    Das Angebot an Elektrofahrrädern teilt sich in unterschiedliche Kategorien auf: Es gibt Pedelecs, schnelle Pedelecs und E-Bikes. Pedelecs sind Fahrräder, die durch einen Elektromotor bis 25 km/h unterstützt werden, wenn der Fahrer in die Pedale tritt. Bei Geschwindigkeiten über 25 km/h regelt der Motor runter. Das schnelle Pedelec unterstützt Fahrende beim Treten bis zu einer Geschwindigkeit von 45 km/h. Damit gilt das S-Pedelec als Kleinkraftrad und für die Benutzung sind ein Versicherungskennzeichen, eine Betriebserlaubnis und eine Fahrerlaubnis der Klasse AM sowie das Tragen eines Helms vorgeschrieben. Ein E-Bike hingegen ist ein Elektro-Mofa, das Radfahrende bis 25 km/h unterstützt, auch wenn diese nicht in die Pedale treten. Für E-Bikes gibt es keine Helmpflicht, aber Versicherungskennzeichen, Betriebserlaubnis und mindestens ein Mofa-Führerschein sind notwendig. E-Bikes spielen am Markt keine große Rolle. Dennoch wird der Begriff E-Bike oft benutzt, obwohl eigentlich Pedelecs gemeint sind – rein rechtlich gibt es große Unterschiede zwischen Pedelecs und E-Bikes.

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  • Gibt es vom ADFC empfohlene Radtouren für meine Reiseplanung?

    Wir können die Frage eindeutig bejahen, wobei wir Ihnen die Auswahl dennoch nicht leicht machen: Der ADFC-Radurlaubsplaner „Deutschland per Rad entdecken“ stellt Ihnen mehr als 165 ausgewählte Radrouten in Deutschland vor. Zusätzlich vergibt der ADFC Sterne für Radrouten. Ähnlich wie bei Hotels sind bis zu fünf Sterne für eine ausgezeichnete Qualität möglich. Durch die Sterne erkennen Sie auf einen Blick mit welcher Güte Sie bei den ADFC-Qualitätsradrouten rechnen können.

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